Neues von der KvDRS

Kompaktwoche ermöglichte Lernerfahrungen der besonderen Art

Walldürn (Eck). Nicht selten hört man den Vorwurf, unser Bildungssystem würde nicht adäquat auf das Leben vorbereiten bzw. zu sehr das Kognitive in den Vordergrund stellen. Ganzjährig versucht die Konrad-von-Dürn-Realschule Walldürn in vielfältigen Angeboten das Ganzheitliche und Lebenspraktische im schulischen Alltag zu stärken. Zusätzlich setzt die Schulleitung trotz großem organisatorischem Aufwand während einer Kompaktwoche im Herbst die Rahmenbedingungen so, dass Expertenbesuche, Lerngänge und fächerverbindendes Lernen leichter möglich sind. Die Vielzahl an unterschiedlichsten Projekten, die auch in diesem Jahr wieder umgesetzt wurden, ist Beweis für ein lebendiges Schulleben und eine gelungene Kompaktwoche.
Der Zeitpunkt der Kompaktwoche richtet sich nach dem Termin des Berufsorientierungs-Praktikums der Neuntklässler, das diesen Einblicke in die Berufswelt und eigene Erfahrungen ermöglicht – ob im sozialpädagogischen, medizinischen, kaufmännischen oder technischen Bereich: Sich mal im Arbeitsleben bewähren, war für viele eine besondere Herausforderung. Sehr beeindruckend war für die Sechstklässler der Katastrophenschutztag bei Deutschem Rotem Kreuz und Freiwilliger Feuerwehr Walldürn: Mit dem Feuerlöscher einen Brand zu löschen oder Wiederbelebung und stabile Seitenlage zu üben, waren nur einige der Aufgaben, die sie dort bewältigten.
Schlimmes zu vermeiden, war auch das Ziel verschiedener Experten, die aus erster Hand von ihren Erfahrungen berichten konnten: Rico Steiner vom Drogen-Präventionsteam der Polizei berichtete den Achtklässlern aus dem beruflichen Alltag von Folgen legaler und illegaler Drogen, Polizist Marius Müller sensibilisierte die Siebtklässler bei der Gewaltprävention für Folgen bei Tätern und Opfern und Sabine Orciari von der Volksbank Franken zeigte mit der Budgetplanung Siebtklässlern ein Instrument, wie sie sich vor der Schuldenfalle bewahren können. Da die heutige Lebenswelt der Schüler in hohem Maße digital ist, war das Projekt „Cybergrooming“ mit Warnsignalen und Verhaltensstrategien für siebte und achte Klassen eine wichtige Ergänzung.
Handwerkszeug fürs digitale Arbeiten vermittelte den Siebtklässlern parallel dazu der „Informatikbiber-Wettbewerb“ des Bundes und das Erlernen von Powerpoint. Grundlegendes Wissen über den Aufbau unserer Demokratie lernten die Fünftklässler beim Workshop der Landeszentrale für politische Bildung, so dass sie Entscheidungsprozesse des Gemeinderates nachempfinden können. Dies traf sich besonders gut, da sich Bürgermeister Maikel Dörr im Rahmen des Vorlesetages die Zeit nahm, den Fünfern nicht nur eine gruselige Passage aus „Die schlimmste Klasse der Welt“ gekonnt vorzulesen und so Freude am Lesen vorzuleben, sondern auch offen für Fragen, Anregungen und Verbesserungsvorschläge für die Stadt Walldürn aus Kindersicht zu sein.
Der Vorlesetag im Rahmen der Projektwoche ist einer von vielen Bausteinen an der KvDRS, die den Schülern Freude an Büchern und Lesen vermitteln sollen. Leseclub, Leseförderung in den Klassen 5 und 6, sowie die wöchentlich stattfindende Lesepause soll durch Lesevorbilder und Freude an Literatur Lesen als Bereicherung erfahrbar machen. Da für viele Menschen gerade auch lyrische Texte eine besondere Ausdrucksmöglichkeit darstellen, hat die Auseinandersetzung mit Gedichten einen besonderen Stellenwert: Ob ganzheitliche Zugänge zu Goethes Ballade „Der Zauberlehrling“ in Klasse 7 oder das Herbstprojekt in Klasse 5, bei dem nach Sinneswahrnehmungen das Verfassen eigener kleiner Gedichte, sowie deren Vortrag im Mittelpunkt standen – immer ging es um verdichtete Sprache und deren Wirkung. Ein besonderes Schmankerl war da natürlich der Besuch des Stücks „Undine, die kleine Meerjungfrau“, mit dem die Badische Landesbühne zeigte, wie wichtig es ist, trotz aller Hindernisse seinen eigenen Weg zu gehen.
Eine grundlegende Kompetenz im Leben ist das Entschlüsseln von Texten. Entsprechend hat die 5-Schritt-Lesemethode zum Verstehen und das Mindmap zum Visualisieren von Inhalten einen hohen Stellenwert in Klasse 5. Noch grundlegender ist es, dass Klassenklima und Arbeitsatmosphäre in einer Klasse jedem Schüler das Lernen überhaupt ermöglichen. Schulsozialarbeiter Simon Knoll investiert deshalb in Klasse 5 beim Sozialtraining viel Zeit und Herzblut, um ein gutes Miteinander zu ermöglichen. Zum besseren Verständnis Andersgläubiger kann das interreligiöse Projekt der achten Klassen zum Thema „Entstehung der Welt und des Lebens“, bei dem Antworten der drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam sowie die Naturwissenschaften interaktiv erarbeitet wurden, beitragen.
Viele Angebote der Projektwoche kommen gerade auch aus den Naturwissenschaften: Zehntklässler, die sich beim Basteln von DNA-Origami-Modellen von der Prüfungsvorbereitung erholen und Strukturen so auch besser verstehen, Achtklässler, die durch das Erstellen eigener Herzmodelle die Funktionsweise von Klappen und des Pumpvorgangs besser nachvollziehen, Siebtklässler, die durch eigene Versuche zur Fotosynthese die Faktoren dieses grundlegenden Lebensvorgangs erforschen oder beim Projekt „gesunde Ernährung“ Ernährungsmythen und den Zuckergehalt verschiedener Lebensmittel überprüfen – immer ging es um ganzheitliches Lernen. Als Forscher waren die Sechstklässler mit Ranger Markus Englert im Wald unterwegs und untersuchten, ausgestattet mit Kompass, Lupe, Taschenlampe und Bestimmungsheften, Vögel, Bäume oder Pilze.
Kreativ ging es für sie weiter beim Upcycling-Projekt mit dem Basteln einer „Schneekugel“ und beim TW-Projekt, bei dem jeder Schüler nach verschiedenen Übungen an der Nähmaschine einen kleinen Stiefel für den klasseneigenen Adventskalender genäht hat und so einen Einblick in das Fach AES gewinnen konnte. Selbst Mathematik erlebten die Schüler projektorientiert mit einem Standweitsprungwettbewerb, dessen Daten sie auswerteten. Während die Siebtklässler einen Blick in die Zukunft wagten und sich kreativ und interaktiv mit möglichen künftigen Lebensweisen auseinandersetzten, durften die Achtklässler und der Chor ihr musikalisches Talent beim Einüben von Musikstücken ausleben.
Auch wenn die Kompaktwoche gerade auch für die Schulleitung ein enormer zusätzlicher Organisations- und Arbeitsaufwand darstellt, ist er für Schüler eine willkommene Abwechslung zum normalen Schulbetrieb und ermöglicht viele neue Lernerfahrungen – eine gute Tradition an der Konrad-von-Dürn-Realschule Walldürn.